28.09.2018 -
Die Digitalisierung wird von Weltkonzernen und großen Unternehmen bereits seit vielen Jahren ernst genommen und aktiv vorangetrieben und auch im Mittelstand ist längst bekannt, dass ein wichtiger Wandel im Gange ist. Trotzdem schieben viele aktive Maßnahmen noch vor sich her. Unternehmen aus der IT-Branche neigen dazu, die Digitalisierung mitzugestalten, aber mittelständische Unternehmen anderer Branchen fürchten vielfach die Kosten, den Aufwand, die Ungewissheiten und den Wandel im Allgemeinen.
Weiterlesen »
28.09.2018 -
Die Digitalisierung wird von Weltkonzernen und großen Unternehmen bereits seit vielen Jahren ernst genommen und aktiv vorangetrieben und auch im Mittelstand ist längst bekannt, dass ein wichtiger Wandel im Gange ist. Trotzdem schieben viele aktive Maßnahmen noch vor sich her. Unternehmen aus der IT-Branche neigen dazu, die Digitalisierung mitzugestalten, aber mittelständische Unternehmen anderer Branchen fürchten vielfach die Kosten, den Aufwand, die Ungewissheiten und den Wandel im Allgemeinen.
Gründe für die Angst vor der Digitalisierung
Verschiedene Studien und Befragungen zum Thema Digitalisierung haben speziell den Mittelstand im Auge und wollen ermitteln, wie weit die Digitalisierung hier bereits fortgeschritten ist – nicht nur im Unternehmen selbst, sondern auch in den Köpfen der Verantwortlichen und Mitarbeiter. Zudem wird auch untersucht, warum viele Mittelständler vor Maßnahmen des Wandels zurückschrecken. Umfragen zufolge waren es Mitte 2017 etwa drei Viertel aller Verantwortlichen in mittelständischen Unternehmen, die der Meinung waren, dass die Digitalisierung für sie ein unausweichlicher Schritt wäre, der bereits auf der Agenda stünde. Mindestens die Hälfte aller Befragten gab jedoch an, mit konkreten Maßnahmen zur Umsetzung noch warten zu wollen. Vielfach wurden starke Bedenken geäußert und die Unsicherheiten in Kombination mit negativen Einstellungen sind eine Belastung für die Verantwortlichen. Die Digitalisierung wird bestenfalls als Herausforderung, oft aber als lästige und risikoreiche Hürde gesehen. Der Wille zur Modernisierung hängt von der Branche aber auch von der Größe des jeweiligen Unternehmens an.
Digitalisierung im Mittelstand ist enorm wichtig
Dass die Digitalisierung ein Schritt ist, um den kein Unternehmen herumkommen wird, haben mittlerweile die meisten verstanden. Viele kleine und mittelständische Unternehmen sind bereits weiter und nutzen moderne Technologien erfolgreich. Vier von fünf dieser Unternehmen, die bereits aktiv digitalisiert haben, konnten so ihre Leistungen verbessern, ihre Umsätze steigern und neue Marktsegmente entdecken. Nur etwa ein Fünftel der befragten Firmen macht negative Erfahrungen. Dafür sind meist schlecht durchdachte Strategien und Fehlentscheidungen verantwortlich. Experten beharren darauf, dass die Entscheidung, die Digitalisierung zu ignorieren oder weiter zu verschieben, immer die falsche Entscheidung ist, weil Mitbewerber den Schritt wagen und damit enorme Vorteile haben. Mit einer gut vorbereiteten Digitalisierung ist das Risiko zu scheitern deutlich geringer als dann, wenn man es gar nicht erst versucht.
Ist Deutschland zu langsam?
Eine Umfrage, die Randstad in 2017 durchgeführt hat, zeigte, dass die Digitalisierung in verschiedenen Ländern anders wahrgenommen und anders ernst genommen wird. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden Arbeitnehmer in 33 verschiedenen Ländern befragt. Nur etwa die Hälfte der Befragten in Deutschland war zuversichtlich, dass ihre Arbeitgeber die Digitalisierung gewissenhaft und professionell genug angehen. In anderen Ländern ergaben sich hier deutlich bessere Umfragewerte. In Norwegen gaben mehr als 80% der Menschen an, dass ihr Unternehmen ihres Erachtens nach bestens auf die Digitalisierung vorbereitet ist. Deutschland scheint also länger zu zögern als andere europäische Länder. Nur ein Fünftel der mittelständischen Unternehmen hat bereits erfolgreiche Digitalisierungsmaßnahmen durchgeführt – dies mag an der mangelnden Wahrnehmung in den Chefetagen liegen. Die Angst vor Veränderungen, die Meinung, dass bestehende Systeme gut genug funktionieren und die Ungewissheiten in Sachen Sicherheit sind Gründe hierfür. Never change a running system? Vielleicht besteht aber auf diese Weise die Gefahr, dass deutsche Mittelständler mittelfristig abgehängt werden.
Kosten und andere Risikofaktoren.
Sicherlich sind die Kosten für die Digitalisierung ein wichtiger Faktor, der Unternehmen zögern lässt. Es entstehen sofort Kosten, die sich erst später - oft nach Jahren - amortisieren. Lösungen mit geringem Kostenfaktor sind kaum möglich, denn eine Teildigitalisierung einer Produktionskette ist nicht sinnvoll. Es entstehen nicht nur die Kosten für Personal und IT-Programme sowie Hardware, sondern auch Schulungskosten für das gesamte Personal und Ausfallzeiten in der Umstellungszeit. Der Fachkräftemangel verstärkt das Problem noch. Der Mangel an Regeln und Standards stellt außerdem vielfach ein Problem dar. Noch 2016 gab es kaum einheitliche Standards, das hat sich auch seither nicht wesentlich verbessert.
Entscheider müssen sich zwischen verschiedenen Systemen entscheiden, weil es kein einheitliches gibt. So besteht immer die Gefahr, das falsche (oder nicht das optimale) zu wählen, vor allem wenn geschultes Personal und Experten Mangelware sind. Eine große Hürde stellt die Schnittstelle zwischen digitalem und analogem System dar. Hier stößt die Vernetzung oft an ihre technischen Grenzen. Hinzu kommt die Sorge um die Sicherheit, denn neue Systeme bringen neue Sicherheitslücken mit sich, die man als Laie nicht überblicken kann. Skandale um Cyberkriminalität, Hackerangriffe und anderes machen den Menschen noch mehr Angst vor dem Unbekannten. Viele Entscheider tun sich schwer, den oft jungen IT-Fachkräften das Vertrauen entgegen zu bringen, solch wichtige Entscheidungen für sie treffen zu lassen. Jedes Unternehmen muss also seinen eigenen Weg durch die Digitalisierung finden. Dass dieser Weg gegangen werden muss, steht allerdings außer Frage.
« Alle Beiträge