24.09.2020 -
Peter H. Diamandis schreibt auf Singularityhub.com über Bildung und wie die traditionelle Hochschul-Ausbildung mehr und mehr an Relevanz verliert. Er erklärt ebenfalls, was die traditionelle höhere Bildung ersetzen wird. In unseren Zeiten schnellen Wachstums, stetigen Wandels und Mikrodiversifizierung am Arbeitsplatz muss auch die Bildung sich anpassen. Diamandis betont, dass die herkömmliche Ausbildung an Hochschulen für komplexe technische Berufsfelder wie Medizin, Ingenieurwissenschaften und Justiz noch immer eine solide Basis darstellt und unumgänglich ist.
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24.09.2020 -
Peter H. Diamandis schreibt auf Singularityhub.com
über Bildung und wie die traditionelle Hochschul-Ausbildung mehr und mehr an Relevanz verliert. Er erklärt ebenfalls, was die traditionelle höhere Bildung ersetzen wird. In unseren Zeiten schnellen Wachstums, stetigen Wandels und Mikrodiversifizierung am Arbeitsplatz muss auch die Bildung sich anpassen. Diamandis betont, dass die herkömmliche Ausbildung an Hochschulen für komplexe technische Berufsfelder wie Medizin, Ingenieurwissenschaften und Justiz noch immer eine solide Basis darstellt und unumgänglich ist. Zumindest so lange, bis künstliche Intelligenz dies für uns übernehmen kann... Worum es aber in seinem Artikel wirklich geht, sind Management-Berufe. Was bringt ein MBA Abschluss verglichen mit einigen Jahren in ein einer Firma wirklich? Im Folgenden fassen wir seine Thesen für Sie zusammen.
Bedeutungsverlust von Business-Abschlüssen
Ironischerweise haben Business-Schulen ein ernsthaftes wirtschaftliches Problem. Der schnelle Wandel im Technologiebereich, der boomende Jobmarkt und die Digitalisierung von Bildung torpedieren die traditionellen Studiengänge. In der Folge melden sich immer weniger Studenten an. In den USA sank die Zahl der MBA-Studenten zwischen 2010 und 2016 um mehr als ein Drittel. Die verschiedenen jüngeren Skandale um Betrug bei der Vergabe von Studienplätzen an unterschiedlichen amerikanischen Hochschulen haben auch nicht zur Vertrauensbildung beigetragen. Viele amerikanische Studenten verklagen nun ihre Schulen. Dies passiert in Europa nicht auf diese Weise, aber der Trend, dass der MBA als Abschluss kritischer betrachtet wird, ist auch bei uns zu bemerken.
MBAs in der Arbeitswelt
Viele Firmen – sowohl große Konzerne als auch Startups – stellen heutzutage eher Techniker, Entwickler und Ingenieure ein als MBAs, was noch vor ein paar Jahren anders war. 2017 gaben 91% der US-Firmen an, dass sie auf der Suche nach MBA-Absolventen waren. 2018 waren es nur noch 85%. Im Vergleich dazu wollten 2017 35% der US-Firmen Datenanalysten einstellen. 2018 stieg diese Zahl auf 52%. Es ist ebenfalls zu beobachten, dass der Anteil von MBAs unter den CEOs immer weiter absinkt. Jahrzehntelang war ein MBA quasi eine Eintrittskarte in die Führungsebenen. Das ändert sich nun. Mittlerweile haben die Ingenieure die MBAs in den Führungspositionen überholt.
Wie reagieren die Schulen darauf?
Einige Schulen reagieren bereits auf diese aktuellen Entwicklungen. Viele, vor allem kleinere Schulen in den USA, haben von MBA-Programmen auf speziellere Studiengänge umgeschwenkt. Sie reagieren damit auf die Bedürfnisse des Marktes. Dies scheint zu funktionieren und zieht Studenten an. Spezialisierte Business-Ausbildungen kommen gut an und haben sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt. Andere Schulen haben den Trend nicht erkannt und machen Verluste. Nicht nur in Amerika. Einige Direktoren dieser Hochschulen gaben an, ihr MBA-Programm beibehalten zu wollen, weil es einfach so prestigeträchtig ist oder bisher war. In den USA gehen viele Studenten wegen eines hervorragenden Rufs auf eine bestimmte Universität. Wer einen Abschluss von einer der Prestige-Unis hat, wird noch immer gerne eingestellt, egal, was er oder sie dort studiert hat. Dieses Phänomen ist in Europa weit weniger verbreitet. In den USA gehen viele Firmen einfach davon aus, dass jemand, der in der Lage war, den Abschluss an einer dieser Schulen zu erringen, halbwegs clever sein muss und zumindest über einigermaßen gute Organisationstalente verfügt. Tatsächlich stellen sich überdurchschnittlich viele dieser Elitestudenten als talentierte Firmengründer heraus.
Auch wenn Prestige manchmal wichtig ist, haben noch lange nicht alle Absolventen einer guten Schule auch einen garantierten Arbeitsplatz. Dies gilt in den USA wie in Europa gleichermaßen. Tatsächlich haben in den USA nur wenige dieser Elitestudenten einen der CEO-Posten in den größten Unternehmen. Ein bedeutender Punkt, den Diamandis anspricht, ist das Netzwerken, das an diesen Eliteschulen unweigerlich entsteht. Wer auf einer der Top-Unis in den USA studiert und ein wenig über soziale Fähigkeiten verfügt, baut sich nebenbei ein Top-Netzwerk auf, das ihm durch die Karriere hilft.
Diamandis wirbt für die verschiedenen Ausbildungsprogramme in Firmen, bei denen, ähnlich dem deutschen Ausbildungssystem, gleichzeitig in der Schule und in der Firma gelernt wird. Dies gibt es in Deutschland in vielerlei Ausführungen und der Erfolg spricht für sich. Das Modell scheint auch in den USA auf begeisterte Anhänger zu stoßen. Praktika und spezielle Start-Up-Programme haben in den USA viel Zulauf, vor allem weil die Studiengebühren nicht nur an den Eliteschulen sondern an allen Hochschulen einfach eine enorme Belastung für die jungen Arbeitskräfte darstellen.
Die Start-Up-Programme verschiedener Schulen und Organisationen haben in den USA seit Jahren großen Zulauf. Schließlich sehen die jungen Menschen, dass man mit einer genialen Idee ein Imperium aufbauen und Erfolg haben kann. Warum sollte man sich also mit 30.000 bis 100.000 Dollar verschulden, nur um ein Unternehmen zu gründen, wenn es auch ohne MBA-Abschluss geht. Diamandis wirbt dafür, mehr auf Mentoring als auf traditionelle Ausbildung zu setzen. Jungen Menschen muss die Gelegenheit zur Entfaltung gegeben werden. Wie sonst sollen neue Ideen auf den Markt kommen? Firmen denken ähnlich. Sie wollen diese jungen Talente für sich arbeiten lassen.
Nun sind aber längst nicht mehr alle diese Talente als Absolventen von Hochschulen zu finden, sondern gehen eigene und innovativere Wege. Das bedeutet, dass sich die Firmen auch umorientieren müssen. Sie müssen ihre Arbeitskräfte anderweitig anwerben und gegebenenfalls auf Abschlüsse verzichten. In Deutschland sind viele Firmen noch nicht so weit, auf Universitätsabschlüsse verzichten zu können oder zu wollen. Das liegt auch an der vollkommen anderen Organisation des Bildungsprogramms. Schließlich muss sich in Deutschland niemand über Jahrzehnte verschulden, um eine Hochschule besuchen zu können. Es gibt also hier weniger „Entschuldigung“ dafür, keinen Abschluss zu haben. Generell ist der Trend, den Diamandis beschreibt, aber auch bei uns zu beobachten, denn viele Firmen legen neben dem Abschluss mittlerweile sehr viel Wert auf Organisationstalent, soziale Fähigkeiten, Kreativität und Anpassungsfähigkeit.
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