17.09.2021 -
Die Digitalisierung beschäftigt uns seit vielen Jahren und scheint eine ähnliche Herausforderung zu sein wie es die Industrialisierung vor über 100 Jahren gewesen ist. Ein weiterer großer Schritt für die gesamte Gesellschaft. Hunderte von Artikeln sind zum Thema Digitalisierung schon erschienen und es ist kein Ende in Sicht, denn das Thema ist so facettenreich, dass es im Grunde nie vollständig abgehandelt sein wird.
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17.09.2021 -
Die Digitalisierung beschäftigt uns seit vielen Jahren und scheint eine ähnliche Herausforderung zu sein wie es die Industrialisierung vor über 100 Jahren gewesen ist. Ein weiterer großer Schritt für die gesamte Gesellschaft. Hunderte von Artikeln sind zum Thema Digitalisierung schon erschienen und es ist kein Ende in Sicht, denn das Thema ist so facettenreich, dass es im Grunde nie vollständig abgehandelt sein wird. Genaugenommen ist ja selbst die Industrialisierung in vielen Bereichen noch im Gange oder zumindest im Fortschreiten begriffen. Im Handelsblatt hat sich Frank Specht mit der Frage befasst, inwieweit die Digitalisierung unsere Arbeitswelt flexibler machen wird. Im Folgenden fassen wir seine Thesen für Sie zusammen.
Lifelong Learning als Basis
Er wundert sich ein wenig darüber, dass das Thema Digitalisierung im Koalitionsvertrag der aktuellen Legislaturperiode einen so zentralen Platz einnahm, davon nun aber kaum etwas umgesetzt wurde. Im Koalitionsvertrag steht zu lesen: „Das Zeitalter der Digitalisierung wollen wir als Chance für mehr und bessere Arbeit nutzen“. Zudem wurde auf die Wichtigkeit des Lifelong Learning und der kontinuierlichen Weiterbildung bestanden, die eine Digitalisierung begleiten und erst möglich machen soll. Mehrfach wurde betont, dass es nur dann möglich sein wird, sich an neue Arbeitsbedingungen, neue Abläufe, neue Jobs zu gewöhnen, wenn wir uns stetig weiterbilden. Niemand wird mehr einen Beruf ergreifen und dann 40 Jahre lang dasselbe tun. Hubertus Heil, der Arbeitsminister der aktuellen Regierung, sagte, dass wir uns weiterbilden müssen, weil uns die Arbeit nicht ausgehen wird, sie sich aber immer wieder ändert. Auf all diesen Prämissen beruht auch das Qualifizierungschancengesetz. Darin ist geregelt, dass es Zuschüsse zu Kursen und sogar Lohnkostenzuschüsse geben soll für Menschen, die sich zukunftsorientiert weiterbilden, auch in Sachen Digitalisierung. Lifelong Learning soll explizit gefördert werden.
Wer ist gefragt? Politik oder Wirtschaft
Frank Specht schreibt weiter, dass diese nationale Weiterbildungsstrategie aber von Seiten des Bildungsministeriums nur unzureichend verfolgt wurde. Zudem hätte er sich gewünscht, dass es auch bessere Weiterbildungsangebote für Soloselbstständige gäbe, die seiner Meinung nach mit zunehmender Digitalisierung der Arbeitswelt immer zahlreicher werden. Die Forderung nach mehr Arbeitsflexibilität ist ebenfalls im Koalitionsvertrag verankert. Durch die Digitalisierung wird es Unternehmen zunehmend erleichtert, in Fragen der Arbeitszeiten, Ruhezeiten, Höchstarbeitszeiten pro Tag und vielem mehr, wirklich flexible, kreative und ganz individuelle Lösungen für ihre Mitarbeiter zu finden. Es sollen Experimentierräume geschaffen werden nach dem Willen der Politik. Aber ist hier wirklich die Politik gefragt? Die Regierung hat die Brückenteilzeit eingeführt, aber in den eigentlichen Arbeitsfragen ist noch nicht viel geschehen. Hapert es hier an der Umsetzung? Die Debatte der Digitalisierung wurde im Jahr 2020 durch die Corona-Pandemie erneut verstärkt, denn plötzlich konnten Tausende von Unternehmen, die das eigentlich für unmöglich gehalten hatten, ihre Mitarbeiter im Homeoffice beschäftigen und sogar internationale Gipfeltreffen fanden plötzlich als Videokonferenzen statt, ohne dass es zu ernsten Qualitätseinbußen kam. Ist es also nicht doch eher eine Frage, mit der sich Firmen, auch ohne politische Anreize, intensiver beschäftigen sollten? Wie viele Millionen kann ein Großkonzern im Jahr sparen, wenn er die Hälfte seiner Geschäftsreisen streicht und stattdessen auf Videokonferenzen setzt? Ist das nicht Anreiz genug, um etwas Geld in die Digitalisierung zu stecken und nicht einfach auf die Politik zu warten?
Investitionen in die Zukunft dringend nötig
Frank Specht weist auf eine KfW-Studie hin, laut derer ein Drittel der Deutschen Unternehmen im Mittelstand zu wenig für ihre Digitalisierung ausgeben. Vor Corona haben sich die Politiker schließlich für ihre Beratungen zum Thema Digitalisierung Hilfe von der Wirtschaft geholt. Ein cleverer und logischer Schachzug, denn es gibt die Unternehmen schon längst, die ihre Arbeitswelt digitalisiert und damit viele gute Erfahrungen gemacht haben. Zudem haben sie aus ihren Fehlern gelernt und können wertvolle Tipps geben. So tagte also der Digitalrat der Bundesregierung und hörte sich an, was Janina Kugel, die Personalchefin von Siemens, und Angelique Renkhoff-Mücke, die Warema-Chefin, zu erzählen hatten, um etwas Brauchbares zu Arbeitszeiten und Weiterbildung zu Papier zu bringen – und dann kam Corona und beförderte ganz Deutschland quasi nach zehn Jahren über Nacht in die digitale Zukunft. Trotzdem liefert der Digitalausschuss halbjährlich Empfehlungen für die Flexibilisierung der Arbeitszeiten, für die Digitalisierung, für die Weiterbildung in Sachen digitaler Wandel, und das ist auch gut so, denn noch immer gibt es Firmen, die glauben, dass die Anschaffung eines Großbildschirms und die Finanzierung eines Webex-Accounts genug Digitalisierung ist.
Flexibler werden bedeutet konkurrenzfähig sein
Letztendlich lässt sich sagen, dass die Digitalisierung unaufhaltsam fortschreitet und dass die Unternehmen, die jetzt nicht mindestens einen kleinen Aufwand betreiben, irgendwann abgehängt werden. Wer konkurrenzfähig sein will, muss das Spiel mitspielen, egal wie sehr Sie Ihr Faxgerät lieben, Sie müssen langsam einsehen, dass es der Vergangenheit angehört. Sie müssen einsehen, dass Ihre Mitarbeiter bestimmte Aufgaben deutlich besser und produktiver vom Homeoffice aus bewältigen, und Sie müssen sich auch eingestehen, dass Mitarbeiter, die Familie und Beruf besser unter einen Hut bekommen, zufriedener sind und dadurch einfach viel besser beruflich „funktionieren“.
Schaffen Sie Win-win-Situationen, indem Sie Flexibilität erlauben und regen Sie doch auch bei Ihrem Vorgesetzten Veränderungen an! Wenn jeder mitarbeitet, braucht die Wirtschaft am Ende kaum noch Politiker, die Flexibilität in Gesetzen verankern, was juristisch gesehen ohnehin eine heikle Aufgabe ist.
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