10.08.2017 -
Ich habe über einen Zeitraum von 16 Jahren Geld gespart und in verschiedenen Aktien- und Wertpapierdepots angelegt. Im Jahr 2008, genauer gesagt im Oktober 2008, kam es
zum Zusammenbruch der amerikanischen Bank Lehman Brothers und die folgende
Kettenreaktion auf dem Kapitalmarkt führte zu einem persönlichen Verlust von ca. einem Viertel meines gespeicherten Kapitalvermögens. Klar hat mich das hart getroffen. Ich dachte damals viel über den Verlust nach und was ich davon hätte kaufen können. Aber nüchtern betrachtet stellt sich das Ganze anders dar. ...
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10.08.2017 -
Ich habe über einen Zeitraum von 16 Jahren Geld gespart und in verschiedenen Aktien- und Wertpapierdepots angelegt. Im Jahr 2008, genauer gesagt im Oktober 2008, kam es zum Zusammenbruch der amerikanischen Bank Lehman Brothers und die folgende Kettenreaktion auf dem Kapitalmarkt führte zu einem persönlichen Verlust von ca. einem Viertel meines gespeicherten Kapitalvermögens. Klar hat mich das hart getroffen. Ich dachte damals viel über den Verlust nach und was ich davon hätte kaufen können. Aber nüchtern betrachtet stellt sich das Ganze anders dar. Ich bin davor bewahrt worden zu viel zu besitzen, lach! Edward würde vielleicht sagen, nachdenken hätte ich vorher sollen.
Ernsthaft – bei Menschen, die zu viel besitzen, entsteht ein Bedrohungsbild. Die Superreichen haben Angst vor körperlicher Bedrohung, Entführung, Anfeindung und zusätzlich werden sie von Verlustängsten geplagt. Die Angst vor Übervorteilung und die Skepsis gegenüber anderen Menschen nimmt mit steigendem Reichtum stark zu. Weil der Umgang mit anderen an Leichtigkeit verliert und damit schwieriger wird, mindert sich auch die Lebensqualität. Reich, ultra- oder superreich werden die Allermeisten von uns wohl ohnehin nicht. Kann ich jetzt vielleicht auch noch sagen, dass der Banken-Crash prima war? Wer weiß, ich habe zumindest einmal eine Stunde über meine Situation nachgedacht.
Doch wie geht ein Reicher mit dem skizzierten Problemkreis um? Mit Bescheidenheit! Ja, mit Bescheidenheit kann der Reiche den Problemen vorbeugen, d. h. er muss sich so verhalten, dass er keine Neider erzeugt. Mehr die graue Maus, weniger der Pfau ist sein Vorbild. Dies gelingt ihm durch bürgerliches, unauffälliges Verhalten und damit, dass er sich nicht nach oben vergleicht.
Hier entsteht eine gewisse Spannung, denn Edward erzählte mir auch, dass er eine gute Zeit für persönliche Vermarktung einbringen musste um reich zu werden. Er hat sich mit Menschen umgeben, die besser waren als er und auch von diesen Leuten hat er sich in die richtige Richtung ziehen lassen. Dadurch konnte er besser und reicher werden. Bei all dem durfte er kein Pfau werden. Wie hat er das geschafft? Er bringt sich in Vereinigungen ein, spricht viel mit anderen Menschen und er ist Mentor für einige junge Leute. Er hält Vorträge über seine Erfahrungen und teilt sich mit. Ich denke, dass dies der Schlüssel sein könnte, er hilft einfach und bescheiden anderen dabei wohlhabend zu werden. Dadurch kann er es auch bleiben, wohlhabend meine ich. Natürlich würde mich interessieren, ob ihn die Bankenkrise 2008 kalt gelassen hat. Aber das habe ich ihn dann doch nicht gefragt.
Ich persönlich habe während der Krise sehr viel Geld verloren, das habe ich bereits gesagt, aber es handelt sich nur um Geldverlust, das muss ich mir immer vor Augen halten. All meine Verwandten, Freunde und Bekannten waren nach der Krise immer noch wohlauf, all meine Wirtschaftsgüter und meine Firma sind immer noch werthaltig.
Das eigentliche Problem ist die Gier, denn sie verleitet dazu, auf spekulative Anlageformen zu setzten, die (zu) hohe Renditen versprechen, die für die große Masse am Ende nicht gehalten werden können. Es wird spekuliert und gezockt um eine hohe, höhere und dann zu hohe Verzinsung zu erlangen. Doch die hohe Verzinsung kauft man sich mit einem hohen Risiko ein. Weil man als Anleger nicht in das System eingreifen kann, ist man dem System und damit den Risiken des Systems schutzlos ausgeliefert.
Das ist es dann auch schon: Man darf nicht spekulieren, ein Sparkassenbuch ist sicherer als eine Aktie und das Vermögen muss möglichst breit gestreut werden. Ich kann Geld in Immobilien anlegen und ich bekomme Mieten und Pachten. Natürlich weiß ich um den Nachteil der Kapitalbindung, der Bindung flüssiger Mittel, aber ich lege nicht alles in Immobilien an. Ich investiere nicht in Aktien (fremde Firmen), sondern in meine eigene Firma. Hier habe ich viel bessere Steuerungsmöglichkeiten und hier kann ich mein Wissen gut einbringen. Ich weiß besser, woran ich bin.
Doch wie kann man sein Geld als Transportmittel nutzen? Wie kauft man sich einfache Sachen, kleine Dinge? Diese Lektion konnte mir vor Jahren bereits meine Oma beibringen. Von ihr lernte ich, dass es zunächst einmal sinnvoll ist, nicht immer mehr Dinge anzuhäufen, sondern gezielt Dinge auszuwählen, an denen man sich nie satt sehen kann und die immer Freude schenken – das hat etwas mit Schönheit und Qualität zu tun. Warum so eine elitäre Denkweise? Der Kauf von irgendwelchen Dingen ist immer kostspielig und oft teuer. Man muss in der Regel lange und hart dafür arbeiten. Anschließend muss man mit den erworbenen Dingen pfleglich umgehen, das erfordert sehr viel Zeit. Wenn man einen Gegenstand nicht mehr braucht, muss man ihn wieder loswerden. Der Verkauf bringt nur einen Bruchteil des ursprünglichen Kaufpreises und i.d.R. wird auch der tatsächliche Zeitwert nicht erzielt – unter der Voraussetzung, dass man den Gegenstand überhaupt verkaufen kann.
Was machte meine Oma mit den Dingen, die sie nicht mehr brauchte, aber nicht verkaufen konnte?
Fortsetzung folgt...
Dies ist ein Auszug aus dem Buch "Der ProjektManager und Fräulein Sophie", von Dr. Roland Ottmann. Das Buch können Sie
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