07.12.2016 -
Projektmanager brauchen Navigationshilfen in zunehmend komplexer werdenden Projekten und einer immer schwierigeren und undurchsichtigeren Projektumwelt. Internet, Internationalisierung und Druck von den Stakeholdern des Projekts machen die bisherigen Erfahrungen und selbst lange bewährte Muster oft wertlos. Der Projektmanager wird mit immer neuen Fragen konfrontiert. Ethische Themen wie Teambildung und Teamauflösung, Be- und Entlohnung von Projektmitarbeitern oder Motivation und Umgang mit Konflikten stehen seit jeher ganz oben auf seiner Aufgabenliste. Gleichzeitig denken immer mehr über den Sinn des Lebens, die Verbindung von Beruf und Familie sowie die Verantwortung für das eigene Handeln nach. Heute müssen wir anerkennen, dass wirtschaftliche Rationalität allein vieles nicht bewältigen kann. Viele Projektmanager wissen, dass mehr Spezialisierung oftmals nicht der richtige Weg ist, mit immer mehr Komplexität umzugehen. Der Blick für ...
Weiterlesen »
07.12.2016 -
Neue Perspektiven
Projektmanager brauchen Navigationshilfen in zunehmend komplexer werdenden Projekten und einer immer schwierigeren und undurchsichtigeren Projektumwelt. Internet, Internationalisierung und Druck von den Stakeholdern des Projekts machen die bisherigen Erfahrungen und selbst lange bewährte Muster oft wertlos. Der Projektmanager wird mit immer neuen Fragen konfrontiert. Ethische Themen wie Teambildung und Teamauflösung, Be- und Entlohnung von Projektmitarbeitern oder Motivation und Umgang mit Konflikten stehen seit jeher ganz oben auf seiner Aufgabenliste. Gleichzeitig denken immer mehr über den Sinn des Lebens, die Verbindung von Beruf und Familie sowie die Verantwortung für das eigene Handeln nach. Heute müssen wir anerkennen, dass wirtschaftliche Rationalität allein vieles nicht bewältigen kann. Viele Projektmanager wissen, dass mehr Spezialisierung oftmals nicht der richtige Weg ist, mit immer mehr Komplexität umzugehen. Der Blick für die Wechselwirkungen zwischen persönlicher Gesundheit und Umwelt, Wirtschaft und Politik – Themen, denen sich die Philosophie seit jeher zuwendet – könnte hier helfen.
Die Philosophie eröffnet dem Projektmanager neue Perspektiven und losgelöste Denkansätze. Projekte sind keine statischen Systeme. Im Projekt hängt alles zusammen und vom Projekt hängt vieles ab, es ist mit seiner Umwelt verzahnt und in die gesamte Wirtschaftswelt integriert. Ähnlich haben dies bereits Aristoteles und Georg Wilhelm Hegel festgestellt. Projekte werden von Menschen gestaltet, sind lebendige und hoch dynamische Prozesse. Doch was bringt diese Erkenntnis? Wir können z.B. die vielfältigen Auswirkungen unserer Projekte hinterfragen, unser Tun und Handeln und unsere Entscheidungen und Unterlassungen als Projektmanager reflektieren. Von Adam Smith, der sich ausführlich damit beschäftigte, dass Angebot, Nachfrage und Preis den Warenfluss steuern (die Grundlage der Marktwirtschaft, soweit sie nicht von Investmentbankern manipuliert wird), kann man vor allen Dingen auch lernen, dass moralisches Einfühlungsvermögen die Grundlage erfolgsorientierten Handelns ist. Dies, so meinte er, beginne damit, dass sich der Einzelne mit seinen Werten auseinandersetzt. Das kommt einer persönlichen Nabelschau gleich, die man bereits als gelebte Philosophie bezeichnen kann. Die Gedanken eines Projektmanagers müssen sich damit nicht im Abstrakten, wenig Greifbaren verlieren, sondern können jederzeit im Alltag angewandt werden. Diese Idee kann der heutige Projektmanager durch die Einbeziehung der Philosophie von Immanuel Kant noch weiter für sich realisieren. Seine Philosophie besagt:
„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Ich bin mir schon darüber im Klaren, dass dies eine nicht erreichbare Forderung für einen Projektmanager ist, der in einer Ellenbogengesellschaft aufgewachsen ist und einer knallharten, auf monetären Erfolg ausgerichteten Wirtschaftswelt Rechnung tragen muss. Dennoch, ein Projektmanager, der versucht, sich diesem „kategorischen Imperativ“ zu unterwerfen, eröffnet sich selbst wertvolle Anregungen für sein ethisches und moralisches Verhalten.
Qualifizierung im Umgang mit den Methoden des Projektmanagements ist nicht genug
Man kann sehr schnell erkennen, dass die Ausbildung zum Projektmanager im Umgang mit den Methoden und Werkzeugen des Projektmanagements alleine nicht ausreicht, um ein guter Projektmanager zu sein. Es gilt ethisch hochstehendes Verhalten zu vermitteln. Ethisch handelnde Projektmanager sind bemüht den Stakeholdern des Projekts einen Mehrwert zu verschaffen, d. h. sie steigern den Nutzen für die Projektauftraggeber, die Projektmitarbeiter und die Lieferanten des Projekts und nicht zuletzt für die Anwender der Projektergebnisse. Dies erfordert eine einfühlsame Projektführung. Einfühlsam ein Projekt führen kann aber nur, wer auch in der Lage ist, sich selbst zu führen oder sogar sich selbst in Frage zu stellen. Hieraus erwächst ein aufmerksamer Führungsstil. Anleitungen für diesen aufmerksamen Führungsstil finden sich für den Projektmanager in den Dialogen von Platon und der Ethik des Aristoteles. Der größte Feind des aufmerksamen Führungsstils ist natürlich – und wie sollte es anders sein – das hektische Tagesgeschäft. Mit dieser problematischen Erkenntnis kämpfen viele Projektmanager. Die philosophischen Ansätze sind zu unterschiedlich, um eine umfassende Ordnung im Sinne eines allgemeingültigen Rezepts zu bekommen. Dennoch, ein aufmerksamer Projektmanager kann aus der Vielzahl der philosophischen Richtungen seine persönliche Mixtur finden, um Fragen über Zeit und Lebensqualität, Ethik und Moral bewusster zu stellen und Antworten zu finden.
Dies erfordert, dass eine Auseinandersetzung mit der Philosophie stattfindet, ein persönliches philosophisches Konzept erstellt und dann auch gelebt wird. Hier müssen neue Qualifizierungskonzepte für Projektmanager noch Beiträge leisten. Mögliche philosophische Konzepte müssen vorgestellt und gelehrt werden. Womit wir bei der alten griechischen Philosophie wären, die vom Menschen nie die Perfektion erwartet (am Tempel des Orakels von Delphi stand zu lesen „Erkenne dich Selbst“, d. h. wir Menschen sind nicht vollkommen und perfekt, wir sind sterblich und damit nicht Gott), jedoch wird vom Menschen erwartet, dass er lernt. Womit wir einen ausgezeichneten philosophischen Ratschlag für den heutigen Projektmanager hätten:
„Strebe nach Perfektion und Exzellenz, übersehe dein Handeln,
lerne daraus und mache es beim nächsten Mal besser“.
Ein Projektmanager muss den Mut haben, sich seines Verstandes zu bedienen und zu lernen.
Fortsetzung folgt...
Dies ist ein Auszug aus dem Buch "Der ProjektManager und Fräulein Sophie". Das Buch können Sie hier käuflich erwerben.
« Alle Beiträge