18.04.2018 -
... Die erbrachte Loyalität ist wie ein Geschenk für mich. Für dieses Geschenk möchte ich jedem Einzelnen auch etwas zurückgeben. Loyalität ist eine Tür, die in zwei Richtungen schwingt. Die Kenntnis jedes Einzelnen, das Wissen um seine Stärken aber auch um seine Begrenzungen ist hier eine wirkliche Stütze. Jeder Mensch hat in seiner Persönlichkeit Licht- und Schattenseiten. Durch Kritik und Abwertungen, d. h. Entmutigung, verstärken wir diese Schattenseiten und unser Gegenüber erlebt sich verstärkt minderwertig.
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18.04.2018 -
Die erbrachte Loyalität ist wie ein Geschenk für mich. Für dieses Geschenk möchte ich jedem Einzelnen auch etwas zurückgeben. Loyalität ist eine Tür, die in zwei Richtungen schwingt. Die Kenntnis jedes Einzelnen, das Wissen um seine Stärken aber auch um seine Begrenzungen ist hier eine wirkliche Stütze. Jeder Mensch hat in seiner Persönlichkeit Licht- und Schattenseiten. Durch Kritik und Abwertungen, d. h. Entmutigung, verstärken wir diese Schattenseiten und unser Gegenüber erlebt sich verstärkt minderwertig. Ermutigung hingegen ist eine Kunst, die auf einer Einstellung der Gleichwertigkeit, der Wertschätzung und der Achtung gründet. Man kann niemals genug loben. Lob bereitet dem Anderen ein gutes Gefühl und ein starkes Leben.
Meine Überlegungen, die ich nach dem Unfall anstellen konnte, haben mir einiges gezeigt, sie haben mir vor allen Dingen den Blick geschärft, wer ich überhaupt bin und wo ich stehe. In allererster Linie bin ich ein vergänglicher Mensch, der seinem Leben keine Sekunde hinzufügen kann. Doch in der Zwischenzeit kann ich für mich die Entscheidung treffen, als trauriger Verlierer oder als freudiger Gewinner durch das Leben zu gehen. Von vielen Seiten bekomme ich Empfehlungen und Hinweise. Diese zu beherzigen und als großes Geschenk anzunehmen, hilft mir, immer weiter an mir zu arbeiten. Ich habe dann das Gefühl, gut vorbereitet zu sein, auch auf das Unvorhergesehene. Das kann ich nun alles nehmen und den Versuch unternehmen, etwas davon abzugeben. Da kann ich mit meinem Mitmenschen ins Gespräch gehen und auf das achten, was doch immer wieder negativ berührt wird, die Würde des anderen. Sie ist von elementarer Bedeutung in unserem Zusammenleben und -arbeiten. Sie darf niemals genommen werden, man darf sie aber auch niemals verlieren. So kann ich, zusammen mit der Hilfe von vielen anderen, mein Leben gestalten. Und wenn einmal etwas beim ersten Mal nicht optimal gelingt? Dann beschwere ich mich nicht, sondern beginne noch einmal und versuche etwas mehr zu geben. Was andere darüber denken, kann mir in der Regel egal sein, ich darf es in den meisten Fällen nicht überbewerten. Wichtiger ist es, dass ich die richtige Einstellung gewinne und das Richtige denke. „Ob ich denke ich kann das, oder ob ich denke ich kann das nicht, ich werde immer Recht haben.“ Diesen Spruch habe ich mir zugegebenermaßen nicht selbst ausgedacht, sondern von Seneca geliehen. Das ist die Wahrheit! Bei ihr zu bleiben, ist auch ein wichtiger Eckpfeiler des Lebens. Wahrhaftig bleiben, immer und überall, weil man immer nur so gut ist wie sein gegebenes Wort. Da gilt es sein absolut Bestes zu geben. Wenn ich dann noch die Herausforderungen annehme und auch in Krisenzeiten nicht zurückweiche, dann kann ich sehr viel Gelassenheit ins Spiel bringen. Unnötige Hektik führt weder zum Ziel noch zu Freude am Spiel. Alles braucht seine Zeit. Dieses Wissen hilft mir, mich auch einmal zurückzulehnen und locker zu bleiben. Ich lasse mich gerne vom Leben überraschen, weil es sonst an der nötigen Würze fehlt. Doch wenn ich ein wenig die Würzmischung beeinflussen oder einfach nur mal „Stopp“ sagen kann, wenn es mir zu viel wird, bin ich mit leichterem Herzen bei der Sache.
Machen, tun und arbeiten, aktiv dabei bleiben und sich bewegen, das sind elementare Wahrheiten für ein erfülltes Leben. Als ich in der Lehre war (ich erlernte den Beruf des Technischen Zeichners, Fachrichtung Maschinenbau) gehörte es für die Lehrlinge des ersten Lehrjahres zu den regelmäßigen Aufgaben zu reinigen: einmal pro Tag, kurz vor Feierabend, den eigenen Arbeitsbereich und einmal pro Woche den Zeichensaal oder die Werkstatt. Von meinen Ausbildern lernte ich, dass es wichtig ist, auch die ungeliebte Arbeit des Putzens und Reinigens gewissenhaft und penibel auszuführen. Weil der Arbeitsplatz der Spiegel der Arbeit ist und weil dadurch viel unnötiger Stress verhindert werden kann. In unaufgeräumten und unordentlichen Umgebungen geschehen nachweislich mehr Unfälle als an sauberen und ordentlich aufgeräumten. Außerdem lehrten uns unsere Ausbilder damit, dass es keine Arbeit gibt, die unter unserer Würde ist.
Jeden Tag sammle ich so auf die angenehme oder auf die weniger angenehme Weise meine Erfahrungen. Ich mache viele Fehler, doch das ist in Ordnung, weil sie mir auch helfen die Augen und Ohren aufzumachen. Mein Erfahrungsschatz wird größer, jeden Tag. Die größte Erfahrung mache ich immer, wenn ich nicht bekommen habe, was ich wollte. Bei den Fehlern bin ich mittlerweile so weit zu sagen, es gibt unendlich viele Möglichkeiten, sie zu machen, ich darf auch anderen die Chance lassen, welche zu machen – Nobody is perfect und ich muss nicht alle Fehler selbst machen. Wenn mir ein Missgeschick widerfahren ist oder wenn ich einmal daneben gelegen habe, muss die Ursache, nicht die Wirkung bekämpft werden. Nach meinem Unfall stellte mir ein Freund die Frage, ob denn die Spurrillen beseitigt worden wären. Ich glaube nicht, es ist mir aber ehrlich gesagt auch egal. Ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass für den Unfall nicht die Spurrillen, sondern meine unangepasste Fahrweise die Ursache war. Da muss ich ran. Das ist zwar eine unschöne Erkenntnis, hilft aber nichts. Ich muss zukünftig eine defensive und angepasste Fahrweise praktizieren und dann brauche ich nicht die Autobahnmeisterei für etwas verantwortlich machen, wo doch der Mangel, die Fehlerursache, bei mir liegt.
Heute genieße ich den Augenblick, während ich früher schon während des Kofferpackens gedanklich bereits im Hotel in Graz war. Ich entspanne mich und habe große Lust bei den Dingen, die ich gerade tue. Mit den Leuten, mit denen ich heute meine Zeit verbringe, habe ich Spaß. Früher verbrachte ich auch mal meine Zeit mit Leuten, die ich heute als Zeitdiebe bezeichnen würde. Das Leben hat zu wenig Zeit, als das man sie sich stehlen lassen sollte. Nach meinem Unfall weiß ich aber noch mehr, selbst wenn es knüppeldick kommt, das Leben geht weiter und es gibt keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen. Ich darf nie vergessen Danke zu sagen oder ein handschriftliches Dankschreiben zu schicken.
Meiner Frau habe ich nach meiner Genesung Danke gesagt, zusammen mit einem Strauß Blumen, versteht sich!
Dies ist ein Auszug aus dem Buch "Der ProjektManager und Fräulein Sophie", das bald in neuer Auflage erscheint.
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