10.10.2018 -
Fortsetzung: Die zentrale Frage hinter all dem lautet: „Wann fange ich an, mich selbst ernst zu nehmen?“ Bleiben wir beim Beispiel mit dem Auto. Unsere fahrbaren Untersätze sind Wunderwerke der Technik und sehen klasse aus. Wie sehe ich im Vergleich dazu aus? Wenn ich mich neben einen Mercedes, einen Audi stelle, was für ein Auto bin ich im Vergleich dazu? Wenn ich wirklich ehrlich bin, bin ich eine alte Rostlaube, weil ich mich selbst nicht ernst nehme.
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10.10.2018 -
Der folgende Text ist Teil 2 eines Kapitels aus dem Buch "Der ProjektManager und Fräulein Sophie" von Dr. Roland Ottmann, das bald in neuer Auflage erscheint.
Sie haben Teil 1 verpasst?
Sie können ihn hier nachlesen.
Die zentrale Frage hinter all dem lautet: „Wann fange ich an, mich selbst ernst zu nehmen?“ Bleiben wir beim Beispiel mit dem Auto. Unsere fahrbaren Untersätze sind Wunderwerke der Technik und sehen klasse aus. Wie sehe ich im Vergleich dazu aus? Wenn ich mich neben einen Mercedes, einen Audi stelle, was für ein Auto bin ich im Vergleich dazu? Wenn ich wirklich ehrlich bin, bin ich eine alte Rostlaube, weil ich mich selbst nicht ernst nehme. Sowohl der Einzelne als auch wir als Gesellschaft leben auf Pump und Kredit. Wir sind von Vorbildern umgeben, die mit „wunderbar“ schlechtem Beispiel vorangehen. Die offensichtliche Wahrheiten nicht sehen wollen, die öffentlich ihre Gesundheit durch Drogen, Aufputsch- und Dopingmittel zerstören, die immer nur von anderen fordern, die sollten sich doch erst einmal ändern, statt vor ihrer eigenen Tür zu kehren. Es gibt zwei bessere Ansätze. Einer davon lautet: „Wo immer ich eine Störung finde, dorthin muss ich meine Aufmerksamkeit lenken.“ Und der andere: „Wo die Angst ist, da geht es lang.“ Ich muss anfangen, an meiner inneren Haltung zu arbeiten. Äußerlich, nach außen machen wir alle viel. Führung bedeutet, erst sich selbst führen können, bevor man andere führt. Ich muss also authentisch werden und das Außen mit dem Innen in Einklang bringen. Um Authentizität zu entwickeln muss ich lernen zu tun, was ich denke und sage – doch was hindert mich daran?
Ich sage nicht, was ich denke (teilweise tarne ich das, indem ich es Diplomatie nenne).
Ich tue nicht, was ich sage (ich habe keine beständige Meinung, mir fehlt die Selbstsicherheit, meine Ziele sind nicht konkret).
Ich sehe nicht, was ich tue (all meine gesundheitsschädlichen Aktivitäten fallen in diese Kategorie).
Ich erkenne nicht, was ich sehe (auf meinem inneren Auge bin ich blind).
Ich erkenne nicht, was ich sein soll (habe ich begonnen darüber nachzudenken?).
Wie kann ich hier nur herauskommen? Mein Trainerkollege Falk Ruckruh hilft mir dabei wirklich auf die Sprünge. Er sagt mir: „Verbiete nie etwas, biete eine bessere Alternative!“ Es gibt viele Möglichkeiten, kurz innezuhalten und für sich einen kurzen „Werkstatttermin“ in den Tagesablauf einzufügen.
Was das ist, hängt von der einzelnen Persönlichkeit ab. Das können Atemübungen, gesünderes Essen, Jogging, Muskelentspannung oder Yoga sein, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Mein Weg sieht hier anders aus als der meines Freundes oder der meiner Frau. Goethe sagte „Von der Gewalt, die alle Wesen bindet, befreit der Mensch sich, der sich überwindet“. Es gibt drei Grundsätze, wenn ich die Welt verändern will: Ich starte mit mir selbst, mit kleinen Dingen und sofort! Jetzt sollte ich mit dem Nachdenken beginnen.
Mein Problem – Reden statt Denken. Fast alle Menschen, da schließe ich mich ein, reden von Stress, die meisten fühlen sich gestresst. Dennoch bedeutet Stress für alle Betroffenen etwas anderes und wird der Begriff Stress mit recht unterschiedlichen Inhalten in Verbindung gebracht. Alles was auf einen lebenden Organismus einwirkt und eine Aktivierungsreaktion hervorruft, kann nach wissenschaftlichen Erkenntnissen als Stress bezeichnet werden. Aber erst wenn der Organismus aus bestimmten Gründen nicht mehr in der Lage ist sich anzupassen, wirkt Stress schädlich. Demzufolge ist nicht Stress als solcher gefährlich, sondern der übertriebene Stress, der Raubbau mit den Kräften des Körpers und des Geistes. Krank macht nur ein ungesunder Dauerstress, der durch ein Missverhältnis zwischen Aktivitäten und Entspannung entsteht. Eine Stresssituation, d. h. ein stressauslösender Reiz, auch Stressor genannt, ist jene Situation, die eine Stressreaktion hervorruft. Weil aber für verschiedene Menschen recht unterschiedliche Situationen als belastend empfunden werden, kann nicht allgemeingültig festgelegt werden, was genau eine Stresssituation darstellt. Nur aus den körperlichen Reaktionen eines Betroffenen kann man erkennen und ableiten, dass für ihn eine stressauslösende Situation gegeben ist.
Alle Individuen sind laufend irgendwelchen Stressoren ausgesetzt, stehen ständig unter Stressaktion. Dies muss nicht unbedingt als Belastung empfunden werden. Überdies ist Stress manchmal überlebensnotwendig, denn er versetzt uns in die Lage, in vielen Situationen leistungsfähiger zu sein. Diese Leistungsfähigkeit ist aber nur so lange garantiert wie die Stressreaktion nicht zu stark ist oder zu lange anhält, der Mensch also nicht einer Daueralarmbereitschaft ausgesetzt ist. Um effiziente Stressbewältigungsstrategien für den eigenen Lebensbereich entwickeln zu können, ist es notwendig, die physiologischen Vorgänge beim Stressablauf und die Einflussfaktoren auf das Stressverhalten etwas näher kennenzulernen. Um die physiologischen Veränderungen zu verstehen, die ein Organismus während einer Stresssituation durchmacht, muss ich mir die Funktionsweisen des Nervensystems ansehen.
Der Mensch besitzt ein willkürliches und ein vegetatives Nervensystem. Dem willkürlichen, d. h. beeinflussbaren Nervensystem, ist unser Denken und Verhalten sowie die gesamte Motorik zugeordnet. Das vegetative bzw. autonome Nervensystem steuert und koordiniert dagegen die vielfältigen Körperfunktionen und -abläufe, die ständig in einem Organismus stattfinden, vom Menschen aber nicht beeinflusst werden können und somit auch dem Bewusstsein nicht zugänglich sind. Das willkürliche Nervensystem (somatisches, beeinflussbares Nervensystem) steuert alle dem Bewusstsein und dem Willen unterworfenen Vorgänge, z.B. die Bewegung von Skelettmuskeln. Das vegetative Nervensystem (autonomes, unbeeinflussbares Nervensystem) dagegen ist kaum willentlich beeinflussbar und steuert die Funktionen der inneren Organe, der glatten Muskulatur und der Drüsen. Das beeinflussbare Nervensystem dient überwiegend unserer Regeneration und ist für die Bereitstellung von Energiereserven zuständig. Das unbeeinflussbare Nervensystem ist für die sofortige Mobilisierung von benötigten Energien verantwortlich. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Funktionen dieser beiden gegensätzlichen Systeme herrscht in unserem Nervensystem ständig ein hochdifferenziertes und überaus komplexes wechselseitiges Zusammenspiel. Sowohl das willkürliche als auch das vegetative Nervensystem sind in Funktion und Aufbau nicht eindeutig trennbar. Während sie im Zentralnervensystem stark miteinander verflochten sind, sind sie im peripheren Nervensystem überwiegend getrennt. Beide Systeme haben außerdem enge Beziehungen zum Hormon- und Immunsystem.
Wird z.B. durch einen Stressor das unbeeinflussbare Nervensystem angesprochen und zur vermehrten Ausschüttung von Adrenalin in den Blutkreislauf angeregt, was eine Vielzahl von physiologischen Vorgängen bewirkt und zu Höchstleistung befähigt, schaltet der gesamte Organismus auf totale Aktion (Flucht oder Angriff) oder auf totalen Stillstand (Schreckstarre). Diese archaischen Notfallprogramme sind im Gehirn gespeichert und laufen als Reaktionsmuster bzw. Schutzreflex immer gleich ab. Beim Stressabwehrprozess, also bei Flucht oder Angriff, werden alle verfügbaren Körperkräfte und Energien mobilisiert und alle nicht überlebensnotwendigen Körperfunktionen vorübergehend lahmgelegt.
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